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Das Loch im Walfisch  - Die Philosophie der Biologie

Von der Autonomie der Biologie

Matthias Glaubrecht, Psychologie Heute, Juli 2004 

Bei dem Text handelt es sich um eine Doppelbesprechung zusammen mit Das ist Evolution von Ernst Mayr

….. Zusammen mit Darwin prägte er die Evolutionsbiologie des gerade vergangenen ]Jahrhunderts entscheidend mit und ist der wohl wichtigste und einflussreichste Biologe seiner Zeit. Zudem gilt Mayr als Grandseigneur seiner Zunft: Ornithologe, Systematiker und Zoogeograf aus Passion, zugleich Biologiehistoriker und Biophilosoph, ist er in der Fachwelt bekannt geworden als einer der „Väter“ der Synthetischen Evolutionstheorie. In den dreißiger und vierziger Jahren führte er bis dahin wiederstreitende Befunde der Systematik, Biogeografie, Genetik und Paläontologie unter dem Dach des Neodarwinismus zusammen und brachte sie mit Darwins Konzept der natürlichen Auslese in Einklang. Seitdem haben Mayrs grundlegende Arbeiten zur Systematik, insbesondere zum Konzept der Art, und seine Überlegungen zur Artenbildung durch räumlich-isolierte Gründerpopulationen sowie seine philosophischen Ausführungen zum Essentialismus Generationen von Forschern geprägt. 

Dieser neuen Philosophie der Biologie und der Frage, warum sie sich grundlegend von der Physik unterscheidet, geht auch der Journalist Christian Göldenboog in seinem Buch mit dem eigenwilligen Titel Das Loch im Walfisch nach. Sein Lesebuch im besten Sinne füllt eine Lücke; denn flott geschrieben, ist es anders als Mayrs stark kondensiertes Werk einfach zu lesen. Göldenboog schildert auf lebendige Weise, was das Besondere an der Biologie ist. 

In fünf Gesprächen und Diskussionen mit bedeutenden Wissenschaftlern - dem Physiker Etienne Klein, dem Populationsgenetiker Francisco Ayala, dem Evolutionsgenetiker John Maynard Smith, dem Soziobiologen Bert Hölldobler und eben Ernst Mayr - schildert Göldenboog auf lebendige Weise, was das Besondere an der Biologie ist.


Während es derzeit der Ehrgeiz vieler Physiker ist, die ultimative Weltformel zu finden, mit der sie gar hoffen, ,,Gottes Plan" erkennen zu können, und dabei doch nur tote Materie thematisieren, ergründet Göldenboog die wichtigsten Erkenntnisse der Lebenswissenschaft. Auch ihn stört, dass über 300 Jahre lang die Ideen der Physik die Philosophie dominiert haben.,“Über Logik und Wissenschaftstheorie, kurzum unserem Denken über Wahrheit und die Naturgesetze thronten Physik und Mathematik auf dem Gipfel der Erkenntnis", so Göldenboog. 

Während die Theorien und Sichtweisen eines Isaac Newton, Albert Einstein, Werner Heisenberg, Niels Bohr und vieler anderer Physiker zu beeindruckendem Wissen über den Aufbau der Atome und des Weltalls führten, gab es lange keinen Bedarf an eigenständigen Ideen einer Philosophie der Biologie. Auf unterhaltsame Art legt Göldenboog dar, dass jedoch erst Darwin und die Evolutionsbiologie die kopernikanische Revolution wahrlich vollendeten, indem sie das Leben und die komplexesten Wesen auf unserer Erde in die Analyse miteinbezogen. Schlüsselfigur dabei ist natürlich Ernst Mayr und seine Idee von der Autonomie der Biologie. 


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