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Für Champagne-Konzeptionen, gegen Wein mittels Zahlen


Schnell getrunken ist eine Flasche Champagner, die dahinter stehende Idee oder Konzeption aber nicht so einfach zu verstehen.


Vom Prinzip ist die Konzeption des Champagners so kompliziert wie die der Evolutionsbiologie. Freilich: Wer den Satz „Das Wildtyp-Allel existiert nicht“ verstanden hat, kennt sich vermutlich besser aus als die meisten, die in Deutschland über Evolutionsbiologie publizieren dürfen.  


Die Konzeption des Champagners ruht auf diversen Eckpfeilern wie etwa Terroir, zwei alkoholische Gärungen, malolaktische Gärung, Blasenbildung, Assemblage und Zeit. Das Prinzip der Assemblage basiert auf einer holistischen Konzeption. Diese ist antireduktionistisch.


Vor allem aber repräsentiert der Wein der Champagne die Fröhliche Wissenschaft par excellence. Eine Wissenschaft ist fröhlich, wenn sie nicht vergisst, dass sie gleichzeitig auch Kunst und Kreativität, also formbar, ist. Dies gilt sowohl für die Wissenschaft vom Leben, die Biologe, als auch für die die tote Materie thematisierende Physik. Und natürlich für die Önologie. 


Prinzipiell unterscheidet die Fröhliche Wissenschaft zwischen Fakten, Techniken und Technologien einerseits sowie Ideen und Konzeptionen andererseits: Erstere werden häufig mit den strengeren Naturwissenschaften und ihren Gesetzen assoziiert, letztere mit Philosophie, Geschichte oder Kunst. Aber: "Die Gleichsetzung der Naturwissenschaft mit Fakten und der Humandisziplinen mit Ideen ist nichts weiter als eine Form jener schäbigen Feintuerei, mit der die professionellen Vertreter der letzteren hin und wieder ihr Selbstbewußtsein zu bestärken suchen", bemerkte 1967 völlig zu Recht der britische Immunologe und Nobelpreisträger Peter Brian Medawar in seinem Artikel Two Conceptions of Science (Encounter 143). 


Exakt darum geht es auf dieser Site: Um die ausgeklügelten Ideen der Winzer und Kellermeister bei ihrer Arbeit, um Konzeptionen von Weinen, und nicht um eine Bepunktung von Weinen, Champagne mittels Zahlen, wie beim Eurovision Song Contest, eine Weltinterpretation durch Nummern. 


So wie es Friedrich Nietzsche formulierte, unter dem Titel Wissenschaft als Vorurteil, wobei Wissenschaft in Anführungszeichen gesetzt ist:  

„Dass allein eine Welt-Interpretation im Rechte sei, bei der ihr zu Rechte besteht, bei der wissenschaftlich in eurem Sinne ( — ihr meint eigentlich mechanistisch?) geforscht und fortgearbeitet werden kann, eine solche, die Zählen, Rechnen, Wägen, Sehn und Greifen und nichts weiter zulässt, das ist eine Plumpheit und Naivetät, gesetzt, dass es keine Geisteskrankheit, kein Idiotismus ist. Wäre es umgekehrt nicht recht wahrscheinlich, dass sich gerade das Oberflächlichste und Äusserlichste vom Dasein — sein Scheinbarstes, seine Haut und Versinnlichung — am Ersten fassen ließe?"

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