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Wozu Sex? 

Erotik-Thriller unter den Sachtiteln des Sommers 

Ira Panic, Buchjournal, Sommer 2006


Von Lust und Trieben 

Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, ist das eine. Was es alles über Sex zu wissen gibt, das andere. Sex durch die Brille der Evolution,
Sex im Mittelalter, Sex in fremden Kulturen: Neue Sachbücher beleuchten überraschende und anregende Aspekte der erotischen Begegnung. 

Dass Sex und klares Denken einander zwingend ausschließen, ist im Laufe der Jahrtausende immer wieder kolportiert worden, besonders gern von Intellektuellen mit eingeschränktem erotischem Betätigungsfeld. Es ist eine dieser Thesen, die durch stetes Repetieren nicht richtiger werden. Dass man auch in eher theoretischen Zusammenhängen lustvoll über die Rolle der zwischenmenschlichen Vereinigung sinnieren kann, beweisen pünktlich zur heißesten Zeit des Jahres gleich vier neue Sachbücher - allesamt keine Quickies, aber wer wollte ernsthaft behaupten, dass schneller Sex besser ist als eine intensive Affäre. 

Der Erotik-Thriller
Christian Göldenboog hat ganz andere Probleme. ,,Wozu Sex?" heißt kurz und provokant das neue Werk des Autors von ,,Das Loch im Walfisch. Die Philosophie der Biologie", und weil Göldenboog ein begnadeter Erklärer ist, lässt er uns nicht allein mit der Frage, an der sich bereits Generationen von Ethikern und Genetikern die Hirnzellen wund gerieben haben. Klar, über Sex wird immer und allerorten geredet: Sex sells, Sex macht meistens Spaß, und wer keinen hat, kann wunderbar sublimieren. Aber ohne Sex (oder die Sehnsucht danach) gäbe es weder „Romeo und Julia“ noch Madonna noch Michelangelos David, es gäbe keine Menschenseele, keinen Regenwurm, keine Weinbergschnecke (übrigens Weltmeister im fleischlichen Vergnügen) und überhaupt wenig außer ein paar parthenogenen Spezies, die sich selbst genug sind. 

Aber die Antwort: Wir haben Sex, damit wir uns fortpflanzen können, ist den Fachleuten längst nicht mehr genug. Denn Geschlechtsverkehr ist weitaus komplizierter und unökonomischer als Zellteilung, trotzdem ist's die Lieblingsbeschäftigung von Mutter Natur. Warum das so sein muss, weshalb Klonen daher nicht mal dann eine Lösung wäre, wenn man es beherrschen könnte, und was das Ganze letztlich mit Toleranz zu tun hat, enthüllt Göldenboog sehr einleuchtend dem staunenden Laien: als 

themenübergreifender Kommentator und in Diskussionen mit berühmten Wissenschaftlern, darunter Luigi Luca Cavalli-Sforza, Kim Nasmyth und Wolf Reik. Auch den legendären Evolutionsgenetiker John Maynard Smith (1920 - 2003) lässt er noch einmal zu seinem Recht kommen, und all dies mit der gewohnten Rasanz und Eloquenz. „Wozu Sex?" ist der Erotik-Thriller unter den Sachtiteln des Sommers. 


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